Endlich verstehen, wie andere ticken
Thomas Erikson
Inhalt
Thomas Erikson hatte ein Erlebnis mit einem cholerischen Geschäftsführer. Dieser war der Meinung, dass er in seinem Unternehmen nur von Idioten umgeben sei. Trotzdem war das Unternehmen erfolgreich. Erikson forschte nach und stellte fest, dass wir mitunter Menschen als Idioten wahrnehmen, wenn sie anders ticken als und wir daher sie und ihr Verhalten nicht verstehen.
Im Zuge seiner weiteren Forschungen stellte er fest, dass es im Wesentlichen vier unterschiedliche Persönlichkeitstypen gibt (also fünf weniger als Rainer Sachse: rote, gelbe, grüne und blaue Typen).
Diese Persönlichkeitstypen stellt er im Folgenden der Reihe nach vor. Zu jedem zählt er die Stärken aber auch die damit einhergehenden Schwächen auf.
- Die Roten sind sehr sachorientiert, energetisch, zielorientiert, schnell und fleißig. Dabei sind sie sehr direkt und treten anderen schon mal auf die Füße, was ihnen jedoch nicht viel ausmacht.
- Gelbe hingegen sind sehr beziehungsorientiert, ebenfalls sehr schnell, eloquent, kontaktstark und begeisterungsfähig. Im Gegenzug schließen sie keine Aufgabe ab, sind sehr auf sich selbst bezogen und können nur schlecht zuhören.
- Grüne wiederum sind ebenfalls sehr beziehungsorientiert, dazu loyal, ausgleichend und teamorientiert. Auf der anderen Seite vermeiden sie Arbeit, übernehmen nicht gern die Führung und lehnen Veränderungen ab.
- Die Blauen schließlich sind die in sich gekehrten, extrem sachlichen, fakten- und zahlenorientierten Menschen. Ihre Aussagen haben stets Hand und Fuß, dafür brauchen sie allerdings lange, sind oft zu direkt und verstehen viele zwischenmenschliche Dynamiken nicht.
Dabei gibt es laut dem Autor nur wenige Menschen (ca. 15%), die prototypisch nur genau einem Typen zuzuordnen sind. 80% hätten Ausprägungen zweier Farben, der Rest weise drei auf.
Nach der Beschreibung der Farbtypen gibt Erikson noch ein paar Empfehlungen im Sinne einer Betriebsanleitung: Was sollte man mit Menschen bestimmter Farben auf keinen Fall machen? Welche Verhaltensweisen führen bei welchem Typen zum gewünschten Erfolg?
Zum Abschluss beschreibt er vier Interviews mit Menschen, die jeweils eine der Farben besonders ausgeprägt haben und die das vorliegende Buch gelesen haben. Dabei geht es ihm einerseits um die Aussagen zu seinem Konzept und andererseits darum, wie die Personen jeweils argumentieren.
Impulse
Längst nicht jeder Darstellung dieses Buches kann ich unwidersprochen folgen. Nichtsdestotrotz sind ein paar Impulse bei mir hängen geblieben:
- Menschen sind unterschiedlich (na gut, das wussten wir schon vorher).
- Wenn du möchtest, dass dich dein Gegenüber versteht, stelle dich auf es ein (auch wenn es ganz anders tickt als du selbst).
- Wenn ein Modell in der Breite erfolgreich sein soll, mach es einfach.
Bewertung und Kommentar
Mit diesem Buch habe ich mich etwas schwer getan. Zwar lässt es sich leicht und locker lesen. Meine Schwierigkeiten habe ich jedoch mit dem Inhalt.
Leider bietet das Buch an keiner Stelle ein wissenschaftliches Fundament für die vier Farbtypen. Der Autor verweist zwar auf Forschung, gibt jedoch keinerlei Quellen oder ähnliches an. Vielmehr argumentiert er mit einem „Sie kennen doch bestimmt einen solchen roten Menschen“. Und ich muss gestehen: Zu keinem seiner Farbtypen kenne ich jemanden in Reinform. Auf der anderen Seite sehe ich viele Menschen, die Eigenschaften von mindestens zwei Farben, oft drei und manchmal sogar allen vier Farben aufweisen. Nun ist meine persönliche Erfahrung natürlich auch kein wissenschaftliches Maß, allerdings macht sie es mir nochmals schwieriger, den Aussagen des Autors blind zu folgen – insbesondere wenn ich falsifizierende Gegenbeispiele für seine Theorie kenne.
Das heißt natürlich nicht, dass das Modell nicht vielleicht doch wissenschaftlich fundiert ist. Erikson gibt nur leider überhaupt keine diesbezüglichen Hinweise. Lediglich betont er manchmal, dass er in Randthemen auch mal nur eine persönliche Theorie habe, die er aber nicht beweisen könne. Das erweckt den Anschein, dass er die anderen Dinge beweisen kann. Leider bleibt er das dem Leser schuldig.
Dabei ist mir bewusst, dass dieses Modell insbesondere in der Industrie sehr positiv aufgenommen wird. Viele Menschen empfinden es als hilfreich – sowohl in der Selbstreflektion als auch im Verstehen anderer. Das kann ich mir vor allem durch seine Einfachheit erklären. Das Modell ist leicht innerhalb einer Stunde zu erklären – und das wahrscheinlich auch sehr unterhaltsam. Mit dem passenden Fragebogen dazu findet jeder bestimmt sich selbst und auch andere irgendwo wieder. So manche Verhaltensweise mag sich darüber (scheinbar) erklären lassen.
Was mir allerdings tatsächlich Bauchschmerzen bereitet, klingt eher zwischen den Zeilen mit und kommt erst im vorletzten Interview zum Tragen: Dort erklärt eine „grüne“ Frau, dass sie bestimmte Dinge nicht gerne mache. Aber das wäre nun einmal so, sie sei eben grün. Die Nachricht, die mich daran stört lautet: So bin ich eben, ich kann es nicht ändern. Das transportierte Menschenbild dahinter ist also statisch und eben nicht wachstums- oder entwicklungsorientiert. Wenn ich dieser Einstellung folge, bin ich gewissermaßen „Opfer“ meiner Farbe und habe keine Chance, das zu ändern. Und das ist nicht mein Menschbild.
Eckdaten
Titel | Alles Idioten?! Endlich verstehen, wie andere ticken |
Autoren | Thomas Erikson |
Erscheinungsjahr | 2014 |
ISBN | 978-3-426-27769-0 |
Verlag | Droemer Knaur, München |
Umschlag | totalitalic, Thierry Wijnberg |
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