Mein Gehirn & ich

10 Gebote für eine gute Zusammenarbeit

René Kahn

Inhalt

René Kahn ist Professor für Psychatrie und Neurowissenschaft an der Universität Utrecht. In seinem Buch „Mein Gehirn & ich – 10 Gebote für eine gute Zusammenarbeit“ fasst er seine wissenschaftlichen Erkenntnisse (und die seiner Kollegen) in zehn Handlungsempfehlungen fest.

Jeder Empfehlung ist ein eigenes Kapitel von durchschnittlich elf Seiten gewidmet. Die Botschaft eines jeden Kapitels wird meist durch den Titel klar. Jede dieser Empfehlungen stützt und erläutert er anhand einiger Studien. Der Leser wird also nicht mit dem Appell alleingelassen, sondern es wird auch erklärt, wie die verschiedenen Wissenschaftler zu der entsprechenden Erkenntnis gekommen sind. Und schließlich wird jedes Kapitel mit einer kurzen Zusammenfassung abgeschlossen.

Allein das Inhaltsverzeichnis gibt bereits einen klaren Einblick in seine Empfehlungen:

  1. Lerne!
  2. Schlafe!
  3. Mach Musik!
  4. Stress dich nicht!
  5. Schließe Freundschaften!
  6. Genieße Ansehen!
  7. Trink nicht!
  8. Trimm dich!
  9. Spiele!
  10. Wähle deine Eltern mit Bedacht!

Dabei ist das letzte Kapitel als Empfehlung natürlich nicht ernst gemeint. Hier betont Kahn der Vollständigkeit halber, dass viele Eigenschaften unseres Gehirns genetisch vorgegeben und auch bei bester Pflege nicht grundlegend veränderbar sind.

Impulse

Wie oben schon angedeutet, sind die Titel der Kapitel sprechend. Insofern kann jedes Kapitel einen wesentlichen Impuls darstellen. Bei mir persönlich sind im Kern die folgenden Punkte hängen geblieben:

  • Das Gehirn ist plastisch, es kann ähnlich wie ein Muskel ein Leben lang fit gehalten werden. Auch im Alter bleiben wir Menschen lernfähig.
  • Überraschend fand ich, dass 3D-Ego-Shooter (ja, die auch gerne als Killerspiele am Computer bezeichnet werden), die grundsätzliche Leistungsfähigkeit steigern. Insbesondere das Differenzieren zwischen für mich irrelevantem Grundrauschen und für mich wichtigen Informationen (z.B. im Straßenverkehr), scheint man bei 3D-Action-Spielen signifikant zu verbessern.
  • Übertriebener Alkoholkonsum („Komasaufen“) schädigt das Hirn nicht nur kurz- sondern insbesondere auch langfristig, gerade bei Jugendlichen, deren Gehirn sich in einer wichtigen Umstellungsphase befindet.
  • Der alte lateinische Satz „Mens sana in corpore sano“ (ein gesunder Geist in einem gesunden Körper) ist korrekt. Regelmäßiger Sport steigert die grundsätzliche Leistungsfähigkeit des Gehirns. Das gilt für jede Alterklasse, und man muss sich dabei auch nicht vollständig verausgaben.
  • Sogenannte „Gehirntrainings“ bringen keine grundsätzliche Leistungssteigerung des Gehirns. Wer damit trainiert, verbessert lediglich die Fähigkeiten, die er dort konkret übt. Wer also viele Sudokus löst, wird nur besser im Lösen von Sudokus.

Bewertung und Kommentar

Dieses Buch habe ich gerne gelesen. Dafür, dass es mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien gespickt ist, finde ich es sehr gut lesbar. Manche Passage habe ich dennoch lieber zweimal gelesen, um sicher zu sein, dass ich sie richtig verstanden habe.

Andererseits zeigen die zitierten Studien (selbstverständlich gibt es am Ende ein Quellenverzeichnis) auch die Validität der gesendeten Botschaften. René Kahn äußert weniger eine persönliche Meinung, sondern stützt sich auf den aktuellen Stand der Wissenschaft.

Und nicht zuletzt habe ich den Einblick in die Arbeit der Hirnforscher noch einmal genossen. Ich fand es sehr interessant zu sehen, wie vieles, was wir schon immer geahnt haben, erst viel später wissenschaftlich nachgewiesen wurde – und wie aufwendig das ist. Es lässt mich etwas bescheidener auf meine eigene Meinung im Vergleich zu echten wissenschaftlichen Erkenntnissen blicken und die in Zeiten von Fake News gerne gebrachte Behauptung „wissenschaftlich erwiesen“ kritischer hinterfragen.

Eckdaten

TitelMein Gehirn & ich
AutorenRené Kahn
Erscheinungsjahr2016
ISBN978-3-8436-0703-2
VerlagPatmos Verlag, Ostfildern
UmschlagFinken & Bumiller, Stuttgart

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