und wie sich Leidenschaft erklärt
Bas Kast
Inhalt
Lässt sich Liebe wissenschaftlich erfassen? Zählen, messen, wiegen?
Der Wissenschaftsjournalist Bas Kast fasst in „Die Liebe und wie sich Leidenschaft erklärt“ den Stand der Wissenschaft (aus dem Jahre 2004) zusammen. Es stellt sich heraus, dass es durchaus viele valide und auch praktisch hilfreiche Erkenntnisse aus der Wissenschaft zum Thema Liebe und Beziehungen gibt.
Der Aufbau des Buches orientiert sich an gewissermaßen dem „Lebenszyklus“ einer Paarbeziehung: Über 1. den Flirt und die Verführung erklärt es 2. Anziehung und Schönheit. Daraufhin wird 3. die Leidenschaft (Verliebtheit) zur Liebe. Es werden 4. die Eifersucht und 5. Trennungsgründe erläutert. Und schließlich wird 6. und 7. gezeigt, was gelingende Beziehungen ausmacht, was also Erfolgsfaktoren sind.
Kast stützt seine Aussagen und die Erkenntnisse der Wissenschaftler auf rund 250 Quellen, in denen verschiedenste Studien beschrieben sind. Viele der Studien und ihre Ergebnisse – und auch mögliche Schwachstellen der Studien – werden kurz vorgestellt. So kann der Leser nachvollziehen, wie man auf die entsprechenden Aussagen gekommen ist.
Kasts Fazit lautet: „Liebe kann man lernen“. Gelingende Beziehungen bedürfen durchaus einiges an Aufwand. Aber man ist der Entwicklung einer Beziehung nicht hilflos ausgeliefert. Wir haben es selbst in der Hand.
Impulse
Dieses Buch ist gespickt mit vielen Empfehlungen – was man unterlassen und was sollte man tun sollte. Wie so oft gibt schon ein Blick in das Inhaltsverzeichnis einen guten Überblick über die verschiedenen Messages. Die Auswahl der Impulse, die sich mir eingeprägt haben, ist natürlich wieder höchst subjektiv (der Autor baut an manchen Stellen einen kleinen Spannungsbogen auf; man könnte den einen oder anderen Impuls als Spoiler verstehen):
- Gelingende Beziehungen bedeuten Aufwand, diesen kann man allerdings lernen.
- Schlägt unser Herz schnell, z.B. aufgrund eines aufregenden Erlebnisses oder auch einer sportlichen Aktivität, können wir das als Affektion einer Person gegenüber fehlinterpretieren. „Wir verlieben uns, weil wir Herzklopfen haben“ – nicht umgekehrt.
- Erfolgreiche Paare streiten konstruktiv, nicht destruktiv.
- Es hilft einer Beziehung, wenn man auch im „Wir“ statt nur im „Ich“ denkt. So kann ich auf eine Beschwerde des Partners diese weniger als persönlichen Angriff (gegen das Ich) sondern mehr als gemeinsames Problem (des Wirs) verstehen. Dann nehme ich den Schmerz des Partners ernst und suche mit ihm gemeinsam nach einer Lösung.
- Es gibt fünf „Reiter der Apokalypse“, die man im Streit beobachten kann. Sie sind starke Anzeichen dafür, dass eine Beziehung schlechte Erfolgschancen hat.
- Kritik
- Verteidigung
- Verachtung
- Rückzug
- Machtdemonstration
- Nicht die großen Gesten machen den Erfolg aus – weder in guten noch in schlechten Zeiten.
- Es sind die kleinen Gesten, die man immer und immer wieder investiert. Sie zeigen dem anderen, dass er mir wichtig ist.
- Damit zahlt man auf ein „Beziehungskonto“ ein. Wer oft kleine Beträge einzahlt, kann auch mal etwas abheben.
- Akzeptiere den anderen. Ändern kannst du nur dich. „Partnerwahl heißt Problemwahl“ (Daniel Wile).
Bewertung und Kommentar
Wie auch schon „Mein Gehirn & ich“ von René Kahn ist dieses Buch eine sehr gut lesbare Zusammenfassung wissenschaftlicher Erkenntnisse eines Themas, das sicher viele Leute interessiert.
Auch hier werden viele verschiedene Studien und ihre Ergebnisse kurz erläutert. Dabei gefällt es mir besonders gut, dass Kast auch immer wieder mal erwähnt, wo die Studien eben doch noch nicht alles erklären.
Bei allem wissenschaftlichen Fundament bleibt das Buch gut lesbar und unterhaltsam.
Alles in allem: große Empfehlung. Ich bin mir sicher, dass ich dieses Buch nicht zum letzten Mal gelesen habe.
Eckdaten
Titel | Die Liebe |
Autoren | Bas Kast |
Erscheinungsjahr | 2004 |
ISBN | 978-3-59652124-1 |
Verlag | Fischer Verlag, Frankfurt |
Umschlag | hißmann, heilmann, hamburg |
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